Autoreninterview

Endlich habe ich wieder etwas Zeit, mich meinem Blog zu widmen. Die Veröffentlichung des zweiten Teils von Sturm auf Amber, “Die alte Welt zerbricht“, oder auch das grüne Buch, wie es einige Leser nennen, hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir dachten. Dafür ist es uns gleich auf Anhieb gelungen, das Buch fehlerfrei frei zum Verkauf hochzuladen. Die Anfängerschwierigkeiten, die wir beim ersten Buch hatten, sind nicht mehr aufgetreten. Aber das grüne Buch muss warten.

Zuerst beginne ich mit dem Autoreninterview, das ich mit Ann-Sophie Schnitzler auf ihren Blog, Reading is like taking a journey, führen durfte.

Ann-Sophie Schnitzler hat ihren Blog, auf dem man sich ganz wunderbar unterhalten lassen kann, dafür zu Verfügung gestellt und ich bin immer noch ganz begeistert, dass sie mir so eine unerwartete Möglichkeit geboten hat. Das ist nicht selbstverständlich und macht mich immer noch ganz sprachlos. An dieser Stelle noch einmal meinen Dank an Ann-Sophie Schnitzler. Hier gleich der Link der zu ihrer Blogseite führt. http://readingisliketakingajourney.blogspot.de/ . Ann-Sophie Schnitzler hat das Autoreninterview so liebevoll gestaltet, dass es sich lohnt, es dort nachzulesen. http://readingisliketakingajourney.blogspot.de/p/thea-perleth.html.

Wer aber möchte, kann dies auch gleich hier tun.

 

1. Vorab möchte ich dir danken, dass du dir die Zeit für meine neugierigen Fragen genommen hast. Möchtest du uns ein wenig über dich erzählen?

Liebe Ann-Sophie, danke, dass du mir die Chance bietest, über mein Buch und auch ein wenig über mich zu sprechen.

Es gibt eigentlich nicht sehr viel zu sagen. Ich führe ein schrecklich normales Leben. Seit fast dreißig Jahren bin ich verheiratet und gedenke, das nicht zu ändern. Ich habe zwei Kinder großgezogen und bin selbst das Kind von Artisten. Aufgewachsen bin ich als „Evangelische“ in einem katholischen Dorf in Bayern. Diese widersprüchlichen und unvereinbaren Welten haben, denke ich, meinen Blick auf die Menschen geschärft und mich tolerant werden lassen.

Als Kind hatte ich eine blühende Phantasie und zu allem, was ich gesehen habe, dachte ich mir sofort eine Geschichte aus. Die Schule habe ich in Bayern auf dem zweiten Bildungsweg absolviert und danach studiert. Zuerst mit großer Leidenschaft Biologie und danach mit noch größerer Leidenschaft nordische Philologie und germanische Altertumskunde in München und in Dänemark.

Astrid Lindgren war der Grund, weshalb ich mich schon als Kind in die heile, skandinavische Welt gesehnt habe, die so heil gar nicht ist, wie ich im Studium in Dänemark feststellen konnte. Da mir das kühle Wetter außerdem besser gefällt als der heiße Süden, war alles perfekt für mich und meine Leidenschaft war geweckt worden.

2. Wann hattest du das erste Mal den Gedanken, ein Buch zu schreiben?Aus welcher Motivation heraus?

Das Schreiben ist mir schon immer leichtgefallen und an Fantasie hat es mir nie gefehlt. Als ich auch noch während meines Literaturstudiums die Geschichte der nordischen Länder von der Völkerwanderungszeit bis in die Neuzeit präsentiert bekam, war ich infiziert. Das ging so weit, dass ich mich schon damals mit der Konzeption eines Romans über Skandinaviens Wikingerzeit und da speziell über die Besiedlung Islands befasste. Ich hatte einen Kommilitonen aus Island, der meine Fantasie mit seinen Erzählungen zusätzlich befeuerte.

Darüber hinaus habe ich im Studium gelernt, Bücher zu zerlegen, deren Struktur zu erkennen, die Absichten des Autors zu diskutieren, Bücher zu bewerten und in den historischen und gesellschaftlichen Kontext einzuordnen. Durch die Analyse lernte ich implizit auch, Bücher zu konzipieren. Und schließlich dachte ich daran, selbst zu schreiben. Das Thema war sehr schnell sehr klar umrissen und irgendwann traut ich es mir zu und schrieb die ersten Texte. Doch damals fehlte es an der Zeit, mich diesem Projekt völlig zu widmen. Arbeit und Familie gingen vor und mein Projekt musste noch einige Jahre warten.

3. Der erste Band deiner Reihe „Sturm auf Amber: Väter und Söhne“ ist im Juni dieses Jahres erschienen. Wie hastdu dich bei dieser Veröffentlichung gefühlt?

Als Sturm auf Amber – Väter und Söhne bei Amazon hochgeladen wurde, habe ich einen verrückten Gefühlscocktail erlebt. Ich war sehr zufrieden damit, mein erstes Buch veröffentlicht zu haben. Die anderen Bücher waren geschrieben, es konnte jetzt so weitergehen.

Praktisch zum selben Zeitpunkt meldeten sich erhebliche Zweifel an: Was hatte ich da getan? War ich wirklich so anmaßend zu glauben, ich könnte schreiben? Doch ich beruhigte mich. Ich hatte das Urteil eines befreundeten Profis, einer dänischen Lektorin und Literaturagentin, die ihren professionellen Blick auf Sturm auf Amber geworfen und mich gedrängt hatte, sofort in die Veröffentlichung zu gehen. Doch noch heute habe ich Herzklopfen, wenn ich darüber nachdenke, dass fremde Menschen mein Buch lesen.

Ja und ich war sehr erschöpft. Ein Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen, ist mit sehr viel Aufwand verbunden. Schließlich muss man alles selbst machen. Vor allen Dingen beim ersten Mal bekommt man auch ein wenig Panik, ob man alles richtiggemacht hat und wie und ob Leser überhaupt auf das Buch reagieren werden.

Außerdem war ich dankbar. Ich hatte viel Unterstützung erhalten von meiner Familie und Freunden. Alle waren mit Feuereifer dabei. Das machte mich sehr stolz.

4. Du hast ja schon einiges an Feddback bekommen. Bist du zufrieden mit der Reaktion deiner Leser?

Ich bin rundum zufrieden mit den Reaktionen der Leser. Schließlich hat jeder, der sich eine Meinung zu Sturm auf Amber gebildet hat, das Buch auch gelesen. Und dafür bin ich sehr dankbar. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Autor, als nicht wahrgenommen zu werden.

Im Großen und Ganzen habe ich sehr schöne Rezensionen erhalten. Besonders auf den Inhalt der Geschichte. Es gibt Menschen, die meine Art zu schreiben nicht mögen, aber sie ist auf epische Fantasy zugeschnitten und passt in den Kontext. Auch dass ich sehr präzise schreibe und ausführlich, langweilt den einen oder anderen, der sich nicht auf diese Art zu erzählen einlassen möchte. Aber eine Geschichte dieses Umfanges braucht ein ordentliches Fundament. Daher musste ich gerade im ersten Buch die Personen und die Handlung sehr komplex anlegen, was sogar mir manchmal zu viel wurde. Es war häufig ein logistisches Problem, alle Handlungsstränge der vier Bücher schon im ersten Buch einzuführen und unter einen Hut zu bringen. Die Leserpost und teilweise auch die Rezensionen, die ich erhalte, zeigen mir aber, dass es sehr viele Menschen gibt, die gerade ein gründlich angelegtes Buch mit sehr viel Tiefe und Stimmung erwarten

5. Bei Sturm auf Amber handelt es sich um den ersten Teil der Chroniken der Nebelländer und liegt in vier Bänden vor. Deine Idee muss wirklich sehr komplex sein. Das ist doch bestimmt nicht immer leicht gewesen. Hattest du auch mal Schwierigkeiten beim Schreiben oder der Konzeption der Reihe?

Das ist richtig. Die Idee der Nebelländer ist ungeheuer komplex und es gab einige Krisen, bis die vierteilige Reihe Sturm auf Amber fertiggestellt war. Besonders am Anfang war alles sehr dramatisch. Ich plante den Aufbau, umriss die Personen und schrieb sehr schnell die ersten zwei Bücher. Doch auch wenn die Geschichte spannend war, so sie viel zu kompliziert. Das ständige Springen zwischen der Besiedlung Snelands und der Handlung auf Amber war zu unübersichtlich geworden und verwirrte alle. Deshalb entschloss ich mich schweren Herzens, die Besiedlung Snelands zurückzustellen. Die erste Reihe nannte ich Sturm auf Amber und sie musste zuerst fertiggestellt werden. Das hieß, das erste und das zweite Buch vollständig zu teilen und neu aufzustellen. Die Konzeption für Amber und Sneland musste neu erstellt werden und dabei hat sich dann herauskristallisiert, dass ich noch Stoff für eine weitere Reihe, Etaldir, hatte. Aus anfänglich einem einzigen geplanten Buch über die Besiedlung Islands, die einen kurzen Blick auf die Ereignisse in England werfen sollte, war sehr schnell das Riesenprojekt Chroniken der Nebelländer geworden. Es kostete alles viel Zeit und Energie aber es gelang. Mittlerweile ist nicht nur Sturm auf Amber fertiggestellt, auch das fünfte Buch Sneland – Der Weg nach Norden ist schon fast geschrieben.

6. Zu deiner Thematik gehört ja vor allem Island und die Wikingerzeit Englands. Was fasziniert dich daran so?

Mich fasziniert an Island, dass die Insel von zähen, unabhängigen Menschen besiedelt wurde, die mit ihrer Heimat in Konflikt standen oder sich der Staatsmacht nicht anpassen wollten. Sie haben sich die raue Insel erobert und die erste Demokratie in Europa seit der Antike gegründet. Auf dem Alting, auf dem sich jährlich die Goden, eine Art gewählte Volksvertreter, und ihre Gefolgsleute trafen, wurden Gesetze formuliert und es wurde Recht gesprochen. Jeder freie Mann durfte hier seine Probleme vorbringen.

Die Wikinger haben auf dem Meer die Welt erkundet. Klar, sie haben in England und Europa geraubt und geplündert, aber das taten andere auch. Sie haben aber auch große Teile Englands über mehrere Jahrhunderte besiedelt und mit dem Danelag, dem Teil Englands, in dem dänisches Recht galt, England entschieden ihren Stempel aufgedrückt. Ihre Frauen hatten eindeutig mehr Rechte als die christlichen Frauen Englands. Sie haben in England Städte gegründet und gesiedelt und damit die Menschen und ihre Kultur verändert. Ein Mann, der in einen niedrigen Stand hinein geboren wurde, konnte trotzdem Ruhm und Macht erringen. Es lag in seiner Hand. So könnte ich ewig weitermachen. Doch weiß ich sehr wohl, dass ich in der Wikingerzeit nicht glücklich geworden wäre. Einem Wikinger wäre ich ungern begegnet. Die Sklavenhaltung verachte ich, die Gewalt ihrer Raubzüge ebenso. Es war schließlich ein ganzer Haufen egoistischer Männer, die sich unrechtmäßig am Reichtum anderer Nationen bereichert hatten. Für einen Wikinger zählte die Familie und das eigene Land. Am Reichtum anderer Länder konnte man sich schamlos bereichern, ohne in der Heimat bestraft zu werden. Im Gegenteil, es sicherte ihnen Macht und Ansehen zu Hause, jedenfalls anfänglich. Mit der Christianisierung Skandinaviens änderte sich das. Wikinger waren niemals edel oder bewunderungswürdig, aber ausgezeichnete Seefahrer und sie haben für einige Jahrhunderte Europa mitgeprägt.

7. Du hast ja viele Reise nach Skandinavien unter anderem  für Recherchezwecke unternommen. Wie kommt deine Familie mit deiner großen Leidenschaft für diese Region und das Schreiben klar?

Also, meine Familienmitglieder sind allesamt ausgezeichnete Kenner der skandinavischen Geschichte und Kultur. Mein Mann liebte Skandinavien von Anfang an. Er hat sogar während des Studiums einen Dänischkurs an der Uni belegt und hat zwei Semester in Dänemark studiert, genau wie ich. Die Kinder hatten anfangs keine Wahl, sie wurden einfach mitgeschleppt. Im Laufe der Zeit waren sie selbst schon fast kleine Skandinavier. Schließlich sind wir nicht nur auf Gräberfeldern und in Wikingerzwingburgen herumgekrochen, was für die Kinder schon recht spannend war. Wir haben unsere Freunde besucht und irgendwie sind sie zusammen mit den Kindern meiner Freunde groß geworden und halten auch heute noch Kontakt nach Skandinavien. Sie haben mir einmal gesagt, dass für sie nach Dänemark zu fahren wie eine Art heimkommen ist.

 

Was das Schreiben angeht. Ich habe damit angefangen als meine Kinder im Teenageralter waren und ich denke, sie waren zu diesem Zeitpunkt ganz froh, dass ich mein Augenmerk nicht mehr nur auf sie gerichtet habe. Die Mama ist beschäftigt, jetzt habe ich Spielraum. Für meinen Mann, der mich bis dahin schon zwei Jahrzehnte lang kannte, war es nur logisch, dass ich zu schreiben anfing. Alle haben mich tatkräftig dabei unterstützt.

8, Was schätzt du am Schreiben so sehr? Was motiviert dich?

Durch Schreiben kann ich mich aus dem Alltag stehlen. Es ist ähnlich befriedigend wie das Lesen. Nur ein klein wenig anstrengender. Dafür kann ich aber auch den Handlungsverlauf einer Geschichte beeinflussen. Wenn mir im Alltag alles zu viel wird, dann verschwinde ich einfach in meiner eigenen Welt. In der Regel fällt es mir leicht, ein Kapitel zu Papier zu bringen, doch mit dem Schreiben von Schlachten habe ich so meine Probleme. Man muss alles sehr genau konzipieren, und wenn mir die Fantasie durchgeht, was meist passiert, muss ich mich anstrengen, wieder Logik hineinzubringen. Aber das ist das Handwerk des Schreibens, ohne das es nicht geht.

Am schönsten ist es, wenn ich Kapitel schreibe, die ungefragt und ungeplant entstehen. Man recherchiert zum Beispiel über Dinge wie Einfriedungshecken eines Bauernhofes im Mittelalter. Wenn man dann das Kapitel, für das man diese Information gesucht hat, zu schreiben beginnt, kann es geschehen, dass sich am Ende Personen und Orte eingeschlichen haben, die zwar nie geplant waren, aber nach drei- bis vierstündigem Schreiben dennoch perfekt zu allem passen. Man muss dann im besten Fall nur wenig am Gesamtkonzept ändert. Solche Kapitel ändern aber sehr oft auch den Handlungsverlauf erheblich. Doch bisher habe ich damit immer nur gute Erfahrungen gemacht. Solche Kapitel sind für mich ein Antrieb, immer weiterzumachen. Diese Art zu schreiben trägt mich über die Eintönigkeit des Handwerks hinweg, das unentbehrlich ist, damit der Leser ein ordentliches Buch erhält. Beim Schreiben eines solchen Kapitels fühlt es sich dann fast so an, als würde man es gerade lesen. Es ist jedes Mal sehr befriedigend und motivierend. Danach muss alles natürlich korrigiert und verbessert werden. Dabei bin ich schrecklich pingelig, weil ich ein Kapitel so lange verbessere, bis es mir in meinem eigenen Lesefluss völlig gefällt. Ich denke, man muss sich diese Mühe machen, damit der Leser das Buch genießen kann.

9. Hast du selbst gerne gelesen? Gab es vielleicht sogar Autoren, die dich inspiriert haben?

Ja, das kling sicher sehr abgedroschen, aber wo ich war, fand man auch irgendwo in der Nähe ein Buch. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich nicht gelesen hätte. Selbst zum Sport habe ich ein Buch mit mir herumgeschleppt. In den Pausen wurde gelesen. Heute lese ich nicht mehr ganz so viel, weil ich stattdessen schreibe. Doch ich versuche, regelmäßig zu lesen.  Als ganz junger Mensch habe ich wahllos gelesen. Am liebsten Bücher von Astrid Lindgren, die ich mit den Kindern noch einmal genießen durfte. Damals fing mein Faible für Skandinavien wohl schon an. Am meisten beeindruckt haben mich Autoren wie Gabriel Garcia Marquez, Alice Munro, Anatoli Rybakow, Knut Faldbakken und Hendrik Ibsen. Na ja und natürlich der Klassiker für Fantasyautoren, J. R. R. Tolkien.

10. Nun kommen wir zu meiner letzten Frage: Was wolltest du deinen Lesern immer schon mal sagen?

An dieser Stelle werde ich mich als erstes bei meinen Lesern bedanken für das viele positive Feedback, das ich erhalte. Leser können nicht wissen, wie sehr sich Autoren mit ihren Ängsten herumplagen. Man sitzt endlose Zeit alleine vor dem PC und fragt sich oft, ob das, was man schreibt, jemals gelesen wird und gefällt. Wenn man ein Buch veröffentlicht hat, kehren diese Ängste wieder, die sich manchmal in regelrechten Panikattacken manifestieren. Nur während des Schreibens verschwinden diese Ängste völlig, weil man sehr tief im Buch versunken ist und alles um sich herum vergisst. Begeisterte Leserpost und Lesermeinungen tragen mich jedoch über all diese Zweifel hinweg. Sie motivieren und geben mir das Gefühl, das Richtige zu tun. Dafür und für das Autoreninterview möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.

 

 

 

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